Die Herausforderung der Klimaneutralität in Mehrfamilienhäusern
Aus der Sicht eines gewerblichen Wärmelieferanten
Klimaneutralität in Mehrfamilienhäusern, vor allem Bestandsgebäuden, ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance!
Gewerbliche Wärmelieferung (Contracting) könnte die Antwort auf Ihre Fragen zur klimafreundlichen Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern sein!
Die Umwandlung der bestehenden Wärme- und Warmwasserversorgung in Mehrfamilienhäusern hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung stellt insbesondere für Eigentümer eine ökonomische wie planerische Herausforderung dar.
Als gewerblicher Wärmelieferant (Contractor) betrachten wir diese Herausforderungen aus unserer spezialisierten Perspektive und können entscheidende Faktoren hervorheben, welche für das Gelingen einer klimafreundlichen Wärme- und Warmwasserversorgung in Mehrfamilienhäusern berücksichtigt werden müssen.
Tatsächlicher Wärmebedarf ist die Basis der Rentabilitätsplanung
Bevor wir mit der Planung der klimafreundlichen Wärmeversorgung beginnen, ist es von entscheidender Bedeutung, den tatsächlichen Wärmebedarf des Gebäudes zu ermitteln. Diese präzise Information bildet die Grundlage für die Rentabilitätsanalyse.
Dafür prüfen wir folgende Punkte:
- Thermische Eigenschaften des Gebäudes: Isolierung und Wärmespeicherfähigkeit der Baustruktur (Wände, Dach, Fenster, Türen) sind entscheidend. Gut isolierte Gebäude benötigen weniger Energie zum Heizen.
- Volumen und Nutzungsart des Gebäudes: Das Volumen des zu beheizenden Raums und die Art der Nutzung (Wohngebäude, Bürogebäude, etc.) beeinflussen den Wärmebedarf.
- Lüftung und Infiltration: Unkontrollierter Luftaustausch durch undichte Stellen führt zu Wärmeverlusten. Mechanische Lüftungssysteme können diesen Effekt reduzieren.
- Klimatische Bedingungen: Die lokalen Wetterbedingungen und die durchschnittlichen Außentemperaturen bestimmen insbesondere die Heizgradtage einer Region.
- Interne Wärmequellen: Personen, elektrische Geräte und Beleuchtung erzeugen Wärme, die den Heizbedarf verringern können.
- Heizsystemeffizienz: Die Effizienz des Heizsystems spielt eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung des Energiebedarfs.
Dabei gilt es die Grenze zu identifizieren, bis zu der sich die Umstellung auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung wirtschaftlich darstellt.
Die Berücksichtigung des spezifischen Wärmebedarfs pro Quadratmeter ermöglicht es uns, maßgeschneiderte aber vor allem wirtschaftliche Lösungen zu entwickeln und sicherzustellen, damit die Energieeffizienz des neuen Systems optimal genutzt wird und Mietparteien wie Eigentümer gleichermaßen davon profitieren.
Rechenbeispiel zur wirtschaftlichen Betrachtung
Wie viel können die Mietparteien für die Heizleistung bezahlen?
Aus unserer Erfahrung sollte der Heizkostenpreis 2,00 EUR / qm nicht übersteigen. Natürlich ist dies abhängig von der Wohnlage, dem Mietmilieu sowie dem sozialen Gefüge.
Die Heizkosten setzen sich aus zwei Teilen zusammen: dem Grundpreis und dem Arbeitspreis.
Grundpreis: Der Grundpreis fasst die Kosten für Anlagentechnik. Er beträgt in unserem Rechenbeispiel 1,00 EUR pro qm pro Monat. Für eine 65 qm große Wohnung ergibt sich somit ein monatlicher Grundpreis von 65 EUR.
Arbeitspreis: Der Arbeitspreis ist dagegen variable und beinhaltet die Kosten für die tatsächlich verbrauchte Heizenergie, in unserem Rechenbeispiel festgelegt auf 10 ct/kWh.
Bei 50 kWh/qm/a ergibt das:
- Energieverbrauch: 3.250 kWh (65 qm * 50 kWh)
- Arbeitspreis: 325 EUR (3.250 kWh * 0,10 EUR)
- Grundpreis: 780 EUR (65 EUR * 12 Monate)
- Gesamtkosten/Jahr: 1.105 EUR
Mit steigendem Wärmebedarf steigen auch die Heizkosten je Quadratmeter.
— Gesamtkosten je Quadratmeter
- 75 kWh/qm/a: 1.267,50 EUR = 1,63 EUR/qm/Monat
- 100 kWh/qm/a: 1.430,00 EUR = 1,83 EUR/qm/Monat
- 125 kWh/qm/a: 1.592,50 EUR = 2,04 EUR/qm/Monat
- 150 kWh/qm/a: 1.755,00 EUR = 2,23 EUR/qm/Monat
- 175 kWh/qm/a: 1.917,50 EUR = 2,45 EUR/qm/Monat
- 200 kWh/qm/a: 2.080,00 EUR = 2,67 EUR/qm/Monat
In unserem Rechenbeispiel wird bei einem Wärmebdarf von 125 kWh/qm/a die oben angesprochene 2,00 EUR-Grenze überschritten.
Es muss geprüft werden, ob die klimafreundliche Wärmeversorgung für die Mietparteien vertretbar ist und welche energetischen Maßnahmen den Wärmebedarf senken können.
Energetische Maßnahmen richtig priorisieren
Der Stand der energetischen Modernisierung des Gebäudes ist entscheidend, um die Effektivität der neuen klimafreundlichen Wärmeversorgung zu maximieren.
Überschreitet der Wärmebedarf des Gebäudes die rechnerische Grenze, sind zunächst andere energetische Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die Verbesserung der Gebäudedämmung an Fassade, Dach und Decken, oder die Installation energiesparender Fenster, die den aktuellen Energiestandards entsprechen.
Für die richtige Bewertung und Planung der Maßnahmen wird ein offiziell bestellter Energieberater hinzugezogen, der oftmals auch die Vorsetzung für die Beantragung von Fördermöglichkeiten ist.
Transformation der Heizungsanlage
Diese baulichen Gegebenheiten müssen Sie beachten
Die baulichen Gegebenheiten vor Ort spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Umstellung hin zur grünen Wärmeversorgung, besonders im Hinblick auf die Investitionskosten.
Dafür ist es wichtig zu verstehen, dass der Eigentümer alle Investitionen außerhalb des Heizungsraums trägt. Dazu gehören Heizkörpereinheiten oder Flächenheizungen in den Wohneinheiten, aber auch das zentrale Rohrleitungs- und Versorgungssystem im Gebäude.
Deswegen steht die Untersuchung der aktuellen Warmwasserversorgung an erster Stelle, insbesondere wenn ein dezentrales System wie eine Gas-Etagenheizungen oder Elektroheizungen installiert ist. Denn gibt es vor Ort keine zentrale Warmwasserversorgung, so hat dies tatsächliche Auswirkungen auf die Investitionskosten des Eigentümers, weil ein neues Rohrleitungssystem installiert werden muss. Auch wenn das Rohrleitungssystem eine langfristige und werterhaltende Investition ist, Kosten und Aufwand müssen einkalkuliert werden.
Im nächsten Schritt überprüfen wir den verfügbaren Platz, insbesondere die Kellerfläche und suchen auch nach geeigneten Standorten für die Außeneinheiten der Luftwärmepumpen.
Eine genaue Analyse der Umgebungsfaktoren gewährleistet, dass optimale Aufstellorte gefunden werden, welche bestenfalls abseits von Schlafzimmerfenstern der Mietparteien sind und gleichzeitig mit Sicht- und Vandalismusschutz begrenzt werden können.
Das müssen Sie beachten
- Warmwasserversorgung muss bei allen Planungen berücksichtigt werden
- Ausgaben außerhalb des Heizungsraums trägt Eigentümer
- Platzbedarf für Heizungssystem im Keller und für die Außeneinheiten
- Sicht- sowie Vandalismusschutz für Wärmepumpen planen
Wann Contracting im Bestandsgebäude die ideale Lösung ist
Contracting ist wie Fernwärme, nur in unmittelbare Nähe. Das heißt, das neue Heizungssystem verbindet alle nötigen Energieträger vor Ort. Die Wärmeversorgung wird somit von der Fernwärme entkoppelt und auf eine Nahwärmeversorgung umgestellt.
Die Beauftragung eines Contractors zur Wärme- und Warmwasserversortung kann deswegen für Eigentümer und Mietparteien viele Vorteile bieten. Zum einen sind da die verteilten Investitionen: Der Eigentümer muss nur einen Baukostenzuschuss leisten, während der Contractor die Hauptinvestitionen trägt.
Zum anderen berücksichtigt die Umstellung auf regenerative Energieträger nicht nur wirtschaftliche und klimatische Aspekte, sie ermöglicht auch die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und -anbietern, wodurch langfristig zusätzliche Kosten vermieden werden können.
Darüber hinaus ist der Contractor stets daran interessiert, eine Wärme- und Warmwasserversorgung zu installieren, welche die maximale Energie- und Kosteneinsparung ermöglicht und gleichzeitig technisch auf dem aktuellen Stand ist und möglichst ohne Ausfälle läuft. Entsprechend wird er alles dafür tun, um die optimale Energieeffizienz aus dem System zu holen.
Voraussetzung für Contracting
Maßgabe ist jedoch, dass die Umstellung auf eine Contractinglösung nur dann getroffen werden darf, wenn die künftigen Kosten der Wärme- und Warmwasserversorgung nicht höher sind als bei der bisherigen Wärmeversorgung.
Die Rechnung schien aufgrund alter Gasverträge bisher nicht aufzugehen, doch das Rechenbeispiel ändert sich, wenn künftig die CO2-Steuer für fossile Energieträger einbezogen wird, denn der Aufschlag der CO2-Steuer verändert die Kostenüberlegungen erheblich.
Maßgabe für die gewerbliche Wärmelieferung (Contracting) ist , dass die künftigen Kosten der Wärme- und Warmwasserversorgung nicht höher sind als bei der bisherigen Wärmeversorgung.
Klimafreundliches Heizungssystem ohne Contracting
Sollte aus verschiedenen Gründen das Contracting-Modell nicht umsetzbar sein, kann der Eigentümer die Planung und Errichtung der neuen Heizungsanlage beauftragen.
In diesem Szenario übernimmt der Eigentümer sämtliche Kosten innerhalb und außerhalb des Heizungsraumes sowie alle Bau- und Installationskosten. Diese Kosten können über die sogenannte Modernisierungsumlage an die Mietparteien weitergegeben werden, da sämtliche Ausgaben umlagefähig sind.
Diese Alternative bietet eine flexible Lösung, wenn ein Contracting-Modell nicht realisierbar ist, erfordert jedoch eine langfristige finanzielle Verpflichtung seitens des Eigentümers, da dieser die Kosten für den Zeitraum vorfinanzieren muss.
Fazit
Die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern erfordert eine sorgfältige Planung und Analyse.
Contracting bietet nicht nur technische Lösungen, sondern auch wirtschaftlich sinnvolle Wege, um die Klimaziele zu erreichen. Dabei wird sichergestellt, dass die Umstellung für den Eigentümer nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch vorteilhaft ist, insbesondere vor dem Hintergrund steigender CO2-Kosten für fossile Energieträger.
Die wesentlichen Fakten
Bedeutung der baulichen Gegebenheiten: Entscheidend für den Erfolg der Umstellung auf grüne Wärmeversorgung und für die Investitionskosten.
Investitionskosten des Eigentümers: Umfasst alle Ausgaben außerhalb des Heizungsraums wie Heizkörper, Flächenheizungen und zentrales Rohrleitungssystem.
Analyse der Warmwasserversorgung: Wichtig, insbesondere bei dezentralen Systemen wie Gas-Etagenheizungen oder Elektroheizungen.
Auswirkungen fehlender zentraler Warmwasserversorgung: Notwendigkeit neuer Rohrleitungssysteme, beeinflusst die Investitionskosten des Eigentümers.
Platzbedarf für neue Anlagen: Prüfung der Kellerfläche und Suche nach Standorten für Außeneinheiten von Luftwärmepumpen.
Optimale Aufstellorte: Analyse der Umgebungsfaktoren, um Standorte abseits von Schlafzimmerfenstern zu finden und Sicht- sowie Vandalismusschutz zu berücksichtigen.